Georgi Jungschützen
 

Jungschützen gibt es schon so lange, wie es Schützenfeste gibt. Unsere Jungschüzen  stellen den Einstieg in die Gilde dar. Eine Truppe, die neben dem Schützenfest eigene Veranstaltungen auf die Beine stellt. Legendär sind die Spatzenpartys der vergangenen Jahre. Hier kann man sich richtig austoben, lernt aber auch, was Brauchtum und Schützengemeinschaft bedeuten. Bis sie dann mit  27 Jahre endlich „richtiger“ Schütze werden.

Die Geschichte

 

Als sich 1977 am Dienstagmorgen nach dem traditionellen Königsball der Bürgerschützen rund ein Dutzend Jungschützen im Hotel Richters an der Merschstraße zum Frühschoppen trafen, schien dies zunächst eine der nicht ganz unüblichen Nachfeiern des Schützenfestes zu werden. Schließlich musste man den Tag bis zum abendlichen Fahnenwegbringen „überbrücken. Thron, Vorstand, Offiziere und Bummelzug hatten damit keine Schwierigkeiten.
Was aber sollte jenes Dutzend Nachwuchs schützen machen, dass vor Tatendrang fast explodierend noch gerne einen weiteren Tag Schützenfest gefeiert hätten, zu jenen „Offiziellen“ aber kaum Zugang hatten?

Ein taubengroßer Vogel aus Styropor war schnell gebastelt und auf einen Besenstiel gesetzt. Ein Luftgewehr zu besorgen war auch kein Problem. Und da das Haus Richters zwischen Viehwaage und Kegelbahn über einen abgeschlossenen Innenhof verfügte, konnte das Vogelschießen beginnen. Schon bald zeigte sich, dass der drahtverstärkte Styroporvogel den kleinen Kügelchen aus dem Luftgewehr erheblich Widerstand leistete. Eine andere Waffe musste her! Als nach einer halben Stunde das Schießen mit einer 6-mm-Büchse wieder aufgenommen wurde, gab es kein Halten. Mit gezielten Schüssen schoss Bernd (Benno) Benkhoff den Besenstiel unterhalb des Vogels durch. Damit war der erste Spatzenkönig ermittelt. Unterstützt durch die Musik einiger, Unverwüstlicher des Spielmannszuges der KAB wurde der Dienstag bei Richters zu einem spontanen, rauschenden Fest von mittlerweile fast 25 Jungschützen.

Und das sollte alles gewesen sein?

Rund drei Monate später, am 31. Oktober 1977, fand dann die erste „Generalversammlung“ der Georgi-Spatzen statt. In der Zwischenzeit hatte sich der Name „Spatzen“ schon bei allen, auch bei Alwine Richters, eingebürgert. Mit jenem kleinen, frechen, munteren, laut tschilpenden Vogel konnte man sich offensichtlich leicht identifizieren.

Das Protokoll der Versammlung hielt fest:

Anwesend bei der Generalversammlung bei Richters waren gut 20 Jungschützen. Hans Stenau und Johannes Paganetty als Vertreter des Vorstandes sowie ein Vertreter des Spielmannszuges. Später kamen die Offiziere Norbert Lindebaum und Heinz Leefken hinzu. Die Versammlung wurde eröffnet und von Otto Lohle geleitet. In seiner Eröffnung gab er einen kurzen Rückblick auf das Schützenfest der Georgi-Spatzen 1977 und leitete daraus die Frage ab, ob es sich bei dem vergangenen Schützenfest um ein Provisorium gehandelt habe oder ob es in den nächsten Jahren fortgesetzt würde. Um diese Fragen zu klären und um über den Überschuss in der Kasse des Festes 1977 zu beraten, sei diese Versammlung notwendig geworden.

Die Tatsache, dass die Gilde gleich mit vier wichtigen Vertretern des Vorstandes und der Offiziere vertreten war, zeigt deutlich, dass man von offizieller Seite sehr aufmerksam verfolgte, was sich dort entwickelte. Schließlich war jenes Vogelschießen am Dienstag weder im offiziellen Programm vorgesehen, noch war es von der Gilde abgesegnet worden. Drohte hier vielleicht sogar eine Abspaltung? Man meldete Bedenken an wegen terminlicher Überschneidungen und Reibungen mit dem Bummelzug, Aber da der Bummelzug keine Alternative sein sollte und konnte, setzte sich rasch die Meinung durch so ein Vogelschießen der Jungschützen im nächsten Jahr zu wiederholen. Dass damit kein Schritt zur Abspaltung getan wurde, wird ebenfalls im Protokoll der 1. Versammlung deutlich. Um jeglichem Missverständnis vorzubeugen, wurde betont, dass es keines falls das Ziel des Abends sein könne, mit den Georgi-Spatzen einen Verein im Verein zu bilden, sondern dass es darum gehe, durch Verstärkung der Aktivität der Jungschützen die Gilde zu stärken.

Der Kassenbericht Friedel Sonntags, der die Umlagen an jedem Schützenfestdienstag verwaltet hatte, zeigte, dass man wirtschaften konnte: 97 DM waren übriggeblieben. Mit großer Einmütigkeit wurde sodann der organisatorische Rahmen abgestimmt. Wer sonntags und montags mitfeiern will, sollte Mitglied der Gilde sein.
Am Dienstag sollte jeder ab 16 Jahre mitfeiern können, ab 18 Jahre sollte er dann spätestens Mitglied der Gilde sein. Eine Altersgrenze nach oben war nicht vorgesehen, auch sollten weder nur Junggesellen mitfeiern können, noch die Spatzen uniformiert werden. Der König war lediglich verpflichtet, ein 30 l Fass zu spendieren. Somit bekam wirklich jeder die Chance, einmal „Spatzen-König“ zu werden.

Sodann wurde gewählt:
Unter großem Beifall wurde Otto Lohle zum „Oberspatzen“ bestimmt, einem Amt, das bald in „Präsident“ umgewandelt wurde. Wolfgang Müller wurde die Kasse anvertraut, Bernd Sibbing und Paul Holtmannspötter wurden Kassenprüfer. Für Friedel Sonntag begann mit seiner Wahl zum Hauptmann (dem einzigen „Militär“ bei den Spatzen) eine Karriere (1978 Major usw.) ohne die die zukünftigen Spatzenschützenfeste geradezu undenkbar gewesen wären. Rudi Nacke wurde Schriftführer und Ludger Holtkamp musste sich um die Verkehrsregelung bei den Dienstagumzügen kümmern. Schließlich wurde Heinz Paganetty, der gleichzeitig Offizier der Gilde war, als „Verbindungsoffizier“ gewählt. Mit großer Freude wurde auch die Zusicherung des Spielmannszuges der KAB aufgenommen, am Dienstag für die nötige Musik zu sorgen.
Nun hatten die Georgi-Spatzen endgültig das Licht der Welt erblickt. Zum Schluss wurde die Festwirtin Alwine Richters belobigt und ihr ein Lebkuchenherz mit Schleife überreicht. Spätestens in diesem Augenblick wird das Haus Richters zum „Stammhaus er Georgi-Spatzen. Diese Bindung sollte bis zur Schließung des Hotels, bzw. bis zum Tode Alwines im April 1997 bestehen bleiben.

Mit Elan wurde dann das Jubiläum 350 Jahre Bürgerschützengilde St. Georgi Epe vorbereitet. Das offizielle Programm fand die volle Unterstützung der Spatzen. Dennoch ließ man es sich nicht nehmen, mit eigenen Beiträgen auf sich aufmerksam zu machen. Am Samstag vor dem Jubiläum wurde im Eper Park ein Kinderfest organisiert, das von fast 3000 Menschen besucht wurde. Rund 600 Kinder nahmen an den unterschiedlichsten Wettbewerben teil, die vom Paddeln auf der Dinkel bis zum Eierlaufen viel Spaß boten. Nicht althergebrachte „Kinderbelustigungen“, sondern ein Kinderfest, bei dem jeder mitmachen konnte, war die neue Erfolgsformel.
Ein weiterer Höhepunkt war dann eine Übernachtung fast aller Spatzen im Hotel Richters. Hierzu wurde extra eine Plakette mit der Aufschrift: „lch schlafe bei Alwine, du auch? gedruckt und verkauft. Mit Alwine wurde ein Übernachtungspreis[JS1] von 15 DM ausgehandelt, incl. Frühstück mit Schinken, Ei und Nachschlag. Da neben den acht Monteuren, die sich dort damals als Gäste einquartiert hatten, nur noch 12 Betten für die Spatzen zur Verfügung standen, wurden diese eben doppelt belegt und noch weitere Luftmatratzen hinzugenommen. Hierfür gab es dann eine Preisermäßigung. Als am Montag um 6 Uhr morgens die „Wachoffiziere“ mit Musik vom Festzelt losmarschierten und ansonsten noch ganz Epe schlief, wurden diese trotz der frühen Stunde bei Richters stürmisch begrüßt. Aus allen Fenstern des Hotels winkten und jubelten ihnen die Georgi Spatzen entgegen.

 

 

Beim eigentlichen zweiten Spatzenschützenfest gab es weitere „Highlights“. Hedi Nacke hatte ohne Wissen der Spatzen schon im Vorjahr bei der Diskussion um eine neue Fahne für das Jubiläum der Gilde die Auffassung vertreten, dass man ja dann den Spatzen -sozusagen als 2. Zug- auch eine (kleinere) Standarte stiften könne. Wie sie erfahren musste, stand sie mit solchen Vorstellungen damals noch ziemlich alleine da. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, eine solche Standarte sowie einen Spatzen aus Wolle zu kreieren und beides beim Schützenfest zu überreichen. Als Anerkennung für diese unverhoffte Unterstützung wurde Hedi Nacke prompt zur Schirmherrin erkoren und ist es bis heute.

Beim Vogelschießen im Hof Richters wurde im zweiten Jahr erstmals mit Schrot geschossen. Das Garagentor war dazu zum Kugelfang umgebaut worden. Dennoch musste anschließend festgestellt werden, dass das Garagentor aus Holz arg in Mitleidenschaft gezogen worden war. Norbert Lindebaum musste drei Bretter neu einsetzen. Nach diesen Erfahrungen wurde dann im dritten Jahr ein Kugelfang gebaut, der seinem Namen alle Ehre machte und selbst vor den kritischen Augen der Kreispolizeibehörde bestehen konnte.

Wer Erfolg hat, hat auch Neider und Gegner. So gab es nicht wenige Versuche, den Spatzen das Wasser abzugraben bzw. ihrem fröhlichen, aber gut organisierten Treiben ein Ende zu setzen. Letzten Endes sorgte dies lediglich für einen noch besseren Zusammenhalt der Spatzen. Kein Wunder also, wenn heute wichtige Aufgaben in der Bürgerschützengilde von ehemaligen Spatzen wahrgenommen werden. So ist der 1. Präsident der Spatzen, Josef Schulze Tenberge, bereits seit Jahren Präsident der gesamten Gilde.

Wenn auch Fußballturniere, Karnevalsfeten, Kinderfeste usw. zum Programm der Spatzen gehören, der eigentliche Höhepunkt des Jahres ist und bleibt der Königsschuss.

                Könige + Kaiser 1977-2019

König  1977 Benno Benkhoff
König  1978 Theo Ostendorf
König  1979 Bernd Wittebuer
König  1980 Paul Holtmannspötter
König  1981 Friedel Sonntag
Kaiser 1981 Benno Benkhoff
König  1982 Jürgen Gesenhues
König  1983 Heinz Tillmann
König  1984 Ludwig Proß
König  1985 Jupp Kaluza
König  1986 Achim Meyer
König  1987 Martin Dust
König  1988 Holger Meyer
König  1989 Michael Nacke
König  1990 Manfred Paganetty
König  1991 Karsten Häming
König  1992 Gregor Büscher
König  1993 Bernd Stichling
König  1994 Mario Reschke
Kaiser 1995 Karsten Häming
König  1996 Ralf Meyer
Kaiser 1997 Holger Meyer
König  1998 Ingo Leefken
König  1999 Markus Wissing
König  2000 Daniel Klümper
König  2001 Christoph Schulze Tenberge
König  2002 Niko Halmich
König  2003 Daniel Alfert
König  2004 Markus Appelmann
König  2005 Patrick Thörner
König  2006 Mario Lindfeld
Kaiser 2007 Markus Wissing
König  2008 Hendrik Hüning
König  2009 Sebastian Albers
König  2010 Michael Dust
König  2011 Tim Ostendorf
König  2012 Christian Beerlage
König  2013 Patrick Redegeld
König  2014 Sven Terglane
König  2015 Sven Terglane
König  2016 Yannic Dust
Kaiser 2017 Patrick Thörner
König  2018 Pascal Vorhuis
König  2019 Hardy Dücker